07.08.2009 Mahnwache گردهمایی
Mit Grabkerzen, Flaggen, Plakaten und Bildern machten Heidelberger Iraner auf die politische Situation in ihrem Heimatland aufmerksam. Foto: Hoppe
Das Echo der „ungehörten Stimme": Iraner protestierten in Heidelberg
Von Paul Heesch.
Immer heftiger reagiert das Regime des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad auf Kritik. Viele Kommentatoren sehen die Herrscher mit dem Rücken zur Wand und stufen es daher als brandgefährlich ein. Jede kritische Äußerung kann die eigene Freiheit kosten – weshalb iranische Dissidenten im Ausland die Möglichkeit, sich frei zu äußern, in diesen Tagen verstärkt nutzen. "Wir sind das Echo der ungehörten Stimme", sagte auch die junge in Heidelberg lebende Iranerin Bovar Andishe (Name von der Redaktion geändert): "Wir müssen unsere Stimme hier in Deutschland erheben, weil das unseren Brüdern und Schwestern im Iran verwehrt ist."Mit 50 anderen in Heidelberg lebenden Iraner hielt Andishe am letzten Freitag eine Mahnwache in der Hauptstraße ab. Es war schon die achte dieser Art. Von 17 bis 19 Uhr versammelten sich die Demonstranten am Anatomiegarten, sangen, hielten Reden, zeigten Amateur-Videos aus ihrer Heimat. Mit Flugblättern und in persönlichen Gesprächen informierten sie Passanten.Organisiert wurde die Mahnwache vom "Aktionsbündnis für Demokratie im Iran – Heidelberg". Am Anfang noch vereinzelt und verstreut protestierend, haben sich unter dem Dach dieser Initiative mittlerweile nun neun Heidelberger Iraner zusammengefunden. "Und viele helfen im Hintergrund", erzählte Mitorganisator Kamyar Hosseini (Name von der Redaktion geändert): "Sie wollen aber nicht öffentlich auftreten, weil sie Angst haben." Hosseini selbst ist schon in vielen Videos im Internet bei regimekritischen Demonstrationen zu sehen. "In den Iran kann ich daher in der nächsten Zeit nicht fahren", sagte er, "das wäre zu gefährlich".Dieser Gefahr ist sich auch Hosseinis Mitaktivistin Shala Baversad bewusst: "Aber ich bin mir sicher, dass das Regime noch höchstens zwei Jahre durchhält." Danach, so hofft sie, werde der Iran ein demokratischer säkularer Staat sein. "Wir haben heute eine völlig andere Situation als etwa zur Zeit der Revolution 1969", erklärte sie: "Heute vernetzen sich Iraner weltweit über das Internet und bauen Druck auf, die staatliche Zensur wird umgangen. Man kann sagen, dass wir zurzeit in Iran die erste Internetrevolution erleben." Immer mehr arbeiten auch die iranischen Protestler in der Region zusammen. "Wir haben auf der Veranstaltung neue Kontakte zu einer Gruppe in Stuttgart knüpfen können", sagte Hosseini am Sonntag. Mit dieser und anderen Gruppen in der Region wolle man jetzt gemeinsam agieren und solange kämpfen, bis es endlich Neuwahlen gebe.
Link in RNZ
Foto: Hoppe
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